Panel II: Öffentliches Gedächtnis im Spannungsfeld von Erinnern und Vergessen


Der Mythos über die Revolution von 1910 hat die mexikanische Gesellschaft über 70 Jahre trotz tiefer sozialer, kultureller und ethnischer Spaltungen zusammengehalten und das herrschende Regime der Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) symbolisch legitimiert. Nach der Aneignung des Revolutionsmythos durch das Zapatistische Heer der Nationalen Befreiung bei gleicher Dysfunktionalität des Mythos` für die politischen Eliten findet ein symbolischer Kampf um Erinnerung und Vergessen über die mexikanische Revolution mit unterschiedlichen Sinndeutungen statt. Stellte der Revolutionsmythos im Herrschaftsdiskurs bis in die 1990er ein konstitutives Element staatlicher Hegemonie dar, so wurde er mit der politischen Transition profanisiert und durch relativierende Alternativmythen ersetzt. Dies ging mit der Absicht des Vergessens der mexikanischen Revolution und der Erinnerung an andere historischer Ereignisse in der mexikanischen Geschichte als sinnstiftend für die Gegenwart einher. Im Gegenzug verwandelte sich der Revolutionsmythos innerhalb der autonomen Räume der zapatistischen Gemeinden zu einem konterkarierenden Gegenmythos, dessen Erinnerung hochgehalten wird. Der Kampf um Erinnerung und Vergessen des Revolutionsmythos in Mexiko ist gleichzeitig ein Kampf um Symbole in der Politik und um die Politik der Symbole seit Beginn der 1990er in Mexiko, hinter dem sich verschiedene Politikansätze und Gesellschaftskategorien verbergen. Diese sollen mit den Erinnerungs- und Vergessenstheorien von Aleida und Jan Assmann und den Mythentheorie von Ernst Cassirer und Hans Blumenberg analysiert werden.

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Raina Zimmering:


Der Revolutionsmythos in Mexiko - Vergessen versus Erinnern


Vortrag auf dem Dreiländerkongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ vom 29.09. bis 01.10.2011 in Innsbruck

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